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Was ist ein Vergleichswertverfahren?

Das Vergleichswertverfahren ist eine Methode zur Ermittlung des Verkehrswertes (Marktwertes) von Immobilien und Grundstücken. Hierbei werden realisierte Verkaufspreise vergleichbarer Objekte analysiert, um einen marktgerechten Wert für das zu bewertende Objekt zu bestimmen. Dieses Verfahren spiegelt effektiv das aktuelle Marktgeschehen wider und beruht auf der Prämisse, dass der Wert einer Immobilie dem Betrag entspricht, den andere bereit sind, für ähnliche Objekte zu zahlen.

Wann kommt das Vergleichswertverfahren zur Anwendung?

Das Vergleichswertverfahren kommt vorrangig bei der Bewertung verschiedener Arten von Immobilien und Grundstücken zum Einsatz, insbesondere wenn eine gute Anzahl vergleichbarer Verkaufsdaten vorhanden ist. Dies umfasst typischerweise bebauten Grundbesitz wie Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Reihenhäuser und Eigentumswohnungen. Dieses Verfahren ist besonders vorteilhaft in urbanen Gebieten und Ballungsräumen, da dort in der Regel eine umfangreichere und aktuellere Datenbasis aus ähnlichen Immobilientransaktionen vorliegt, die für Vergleiche genutzt werden kann.

Die Anwendung des Vergleichswertverfahrens ist auch bei der Bewertung von unbebauten Grundstücken gängig, hier wird der Bodenrichtwert als zentraler Vergleichswert herangezogen. Der Bodenrichtwert spiegelt den durchschnittlichen Wert unbebauter Grundstücke in einer bestimmten Region wider und wird auf Grundlage tatsächlicher Verkaufspreise von den örtlichen Gutachterausschüssen ermittelt.

Darüber hinaus wird das Vergleichswertverfahren häufig bei privaten Immobilientransaktionen sowie bei Vermögensauseinandersetzungen eingesetzt. Typische Anwendungsfälle sind unter anderem die Bewertung von Immobilien im Rahmen von Erbschaften, Scheidungen oder Schenkungen. In diesen Fällen bietet das Verfahren eine transparente und marktnahe Grundlage zur Ermittlung des Verkehrswertes der Immobilie, was zu fairen und akzeptablen Ergebnissen für alle beteiligten Parteien führen kann.

Wie funktioniert das Vergleichswertverfahren?

Das Verfahren basiert auf dem direkten und indirekten Vergleich von Immobilien. Beim direkten Vergleich werden Preise von sehr ähnlichen, kürzlich verkauften Objekten herangezogen. Das indirekte Verfahren nutzt umfangreichere Datenquellen, wie Kaufpreissammlungen von Gutachterausschüssen, Marktberichte oder Datenbanken, um eine Vergleichsgruppe ähnlicher Immobilien zu erstellen. Die erzielten Verkaufspreise dieser Gruppe dienen dann als Grundlage für die Bewertung der zu bewertenden Immobilie.

Berechnungsbeispiele für das indirekte Vergleichswertverfahren

  • Vergleichsobjekt: 120 qm Wohnfläche, Preis pro qm 2.100 €, 2. Etage, gehobene Ausstattung, Baujahr 2005, baujahrestypischer Zustand, unvermietet.
  • Bewertungsobjekt: 110 qm Wohnfläche, 3. Etage, durchschnittliche Ausstattung, Baujahr 2000, modernisierter Zustand, vermietet.
 

Zu- und Abschläge:

  • Ausstattung: -10%
  • Baujahr: +5%
  • Baulicher Zustand: +10%
  • Vermietung: -5%
 

Berechnung:

  • Basiswert des Vergleichsobjekts: 120 qm * 2.100 €/qm = 252.000 €
  • Errechneter Wert des Bewertungsobjekts: (252.000 € * (110 qm / 120 qm)) * (1 – 0.10 + 0.05 + 0.10 – 0.05) = 242.550 €
 
 

Berechnungsbeispiele für das direkte Vergleichswertverfahren

  • Kaufpreis des Vergleichsobjekts: 400.000 €
  • Wohnfläche des Vergleichsobjekts: 100 qm
  • Wohnfläche des Bewertungsobjekts: 90 qm
 

Berechnung:

  • Verkehrswert des Bewertungsobjekts = (400.000 € / 100 qm) * 90 qm = 360.000 €
 

Diese Beispiele zeigen, wie das Vergleichswertverfahren mit verschiedenen Daten angewendet wird, um den Wert einer Immobilie zu schätzen. Im indirekten Verfahren werden Anpassungen für unterschiedliche Merkmale vorgenommen, während im direkten Verfahren der Preis pro Quadratmeter des Vergleichsobjekts auf das Bewertungsobjekt übertragen wird.

Welche Rolle spielen Gutachterausschüsse im Vergleichswertverfahren?

Gutachterausschüsse sind zentrale Anlaufstellen für das Sammeln und Bereitstellen von Daten über Immobilientransaktionen. Sie erhalten sämtliche abgeschlossenen Kaufverträge und führen daraus abgeleitete, anonymisierte Kaufpreissammlungen. Diese Datenbanken sind essentiell für das indirekte Vergleichswertverfahren, da sie eine breite Basis an Vergleichswerten bieten.

Was sind die Vorteile und Nachteile des Vergleichswertverfahrens?

Vorteile:

  • Marktnähe: Es spiegelt das tatsächliche Marktgeschehen und die aktuelle Nachfrage wider.
  • Transparenz: Die Methode basiert auf realisierten Verkaufspreisen und ist somit nachvollziehbar.
  • Einfachheit: Bei ausreichender Datenlage ist das Verfahren relativ einfach anzuwenden.
 

Nachteile: 

  • Datenverfügbarkeit: In Regionen mit wenigen Verkäufen oder bei einzigartigen Immobilien kann es an Vergleichsdaten mangeln.
  • Begrenzter Anwendungsbereich: Bei sehr speziellen Immobilien oder in ländlichen Gebieten ist das Verfahren weniger geeignet.
  • Kosten: Die Beschaffung aktueller Daten kann mitunter kostspielig sein.

Welche Faktoren beeinflussen den Vergleichswert einer Immobilie?

Der Vergleichswert wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Lage, Größe, Baujahr, Ausstattung und der Zustand der Immobilie. Weitere Faktoren können der Grad der Erschließung, Mikrolage, Bodenbeschaffenheit, rechtliche Beschränkungen und eventuelle Erträge aus Vermietung sein. Diese Merkmale werden mit denen vergleichbarer Objekte abgeglichen, um zu einem realistischen Wert zu gelangen.

Ist der Verkehrswert gleich dem Vergleichswert?

Der Verkehrswert einer Immobilie, bestimmt durch das Vergleichswertverfahren, spiegelt den Marktwert wider und basiert auf den tatsächlichen Verkaufspreisen ähnlicher Objekte. Der Vergleichswert ist somit ein wichtiger Indikator für den Verkehrswert, allerdings nicht sein exaktes Äquivalent, da der Verkehrswert auch andere Marktfaktoren und individuelle Eigenschaften der Immobilie berücksichtigen kann.

Wer führt das Vergleichswertverfahren durch?

Das Vergleichswertverfahren wird in der Regel von qualifizierten Immobiliengutachtern oder Sachverständigen durchgeführt. Sie nutzen Daten von Gutachterausschüssen, Marktberichten und eigenen Recherchen, um eine fundierte Bewertung zu erstellen. In manchen Fällen, wie bei der Erbschafts- oder Vermögenssteuer, kann auch das Finanzamt das Vergleichswertverfahren anwenden.

Welche Arten von Vergleichsfaktoren gibt es?

Vergleichsfaktoren sind Eigenschaften und Merkmale einer Immobilie, die ihren Wert beeinflussen. Dazu gehören unter anderem die Grundstücksgröße, die Bauweise (z.B. massiv oder Fertigbau), das Vorhandensein eines Kellers, die Ausstattung und der Zustand der Immobilie. Diese Faktoren werden analysiert und mit denen ähnlicher, verkaufter Objekte verglichen, um den Marktwert der zu bewertenden Immobilie zu schätzen.

Wann wird das Sachwertverfahren statt des Vergleichswertverfahrens angewendet?

Das Sachwertverfahren kommt zum Einsatz, wenn für eine Immobilie keine ausreichenden Vergleichsdaten vorliegen oder wenn die Immobilie besondere Eigenschaften aufweist, die sich nicht direkt mit anderen Immobilien vergleichen lassen. Dies könnte bei sehr individuellen oder speziell ausgestatteten Häusern der Fall sein. Das Sachwertverfahren basiert auf der Berechnung der Herstellungskosten der Immobilie und berücksichtigt Aspekte wie Baumaterialien, Bauqualität und Alter des Gebäudes.

Woher bekomme ich den Vergleichswert?

Der Vergleichswert wird in der Regel aus den von Gutachterausschüssen ermittelten Daten abgeleitet. Diese Ausschüsse sammeln und analysieren Verkaufsdaten von Immobilien in ihrem Bereich, um Bodenrichtwerte zu bestimmen. Diese Richtwerte bieten eine Schätzung des durchschnittlichen Bodenwertes in einer bestimmten Zone und werden als Basis für den Vergleichswert von unbebauten Grundstücken genutzt. Bei bebauten Grundstücken werden die Verkaufspreise ähnlicher Objekte als Vergleichsbasis herangezogen.

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